Schöner oder böser Sommer?

    Dr. Adrian Schoop ist Unternehmer und FDP-Grossrat.

    Nein, ich möchte keineswegs in Abrede stellen, dass es den Klimawandel gibt. Auch ist unbestritten, dass sich die Erdatmosphäre in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten erwärmt hat. Der Klimawandel ist ein ernsthaftes globales Problem, das wir gemeinsam angehen müssen. Dennoch scheint mir die aktuelle Alarmstimmung übertrieben und vielleicht sogar kontraproduktiv zu sein. 

    Darstellungen mit Karten, die eine angeblich bevorstehende «Ausglühung von halb Europa» ankündigen, sind sicherlich das falsche Mittel und erwecken den Anschein von religiösem Eifer. Die Medien warnten in den vergangenen Wochen in schrillen Alarmtönen vor Hitze, Dürre, Waldbränden usw. Dabei zeigen Studien, dass die Zahl der Waldbrände in den letzten Jahrzehnten abgenommen hat. 

    Das Problem in der aktuellen Diskussion: Allzu oft wird das Wetter mit dem Klima verwechselt. Das sind jedoch zwei unterschiedliche Dinge. In der Schule haben wir gelernt, dass das Wetter ein kurzfristiges Phänomen ist – im Gegensatz zum Klima, das sehr lange Zeiträume umfasst. Das Gejammer über den schönen Sommer, also über das aktuelle Wetter, bringt uns nicht weiter. Das Kaiserwetter des bisherigen Sommers wurde aber oft in kausalen Zusammenhang mit der menschgemachten Erderwärmung gebracht – auch von Behörden. «Die aktuelle Hitzewelle», schrieb der Kanton Aargau, «macht es deutlich: der Klimawandel ist bereits in vollem Gang. Und je mehr Treibhausgase aus nicht erneuerbaren Quellen wir weiterhin in die Atmosphäre entlassen, desto extremer wird das Klima der Zukunft.»

    Kühlen Kopf bewahren und handeln
    Ja, wir müssen handeln. Aber dabei gilt es, einen kühlen Kopf zu bewahren. Die Massnahmen, die wir ergreifen, müssen dem Klima auch wirklich helfen. Hilft es, wenn wir uns selbst kasteien, das Wetter bedauern, damit jedoch das Klima meinen und gleichzeitig sprachlos zusehen, wie durch Krieg und Umweltverschmutzung weltweit enormer Schaden am Klima entsteht? 

    Wie National Geographic berichtete, wurde im Kongo der zweitgrösste Regenwald des Planeten zur Abholzung freigegeben. Davon betroffen ist nicht nur das Kongobecken, sondern das Weltklima. Ähnliches geschieht in Brasilien, wo riesige Flächen durch Brandrodung zerstört werden. Diese klimaschädlichen Methoden haben am Amazonas in diesem Frühjahr einen traurigen Höchsttand erreicht. Das macht mir Sorgen. 

    Ein probates Mittel, um hier Gegensteuer zu geben, sind sogenannte CO2-Kompensationen. Wir können für unseren Ausstoss an Treibhausgasen in Projekte investieren, die dem Klima zugutekommen. Dabei ist festzuhalten, dass mit einem Schweizer Franken in Weltregionen wie Afrika oder Südamerika viel mehr bewegt werden kann als hier. 

    Gleichzeitig dürfen wir auch andere Umweltprobleme nicht aus den Augen lassen. Wo bleiben die Berichte über den vielerorts herrschenden eklatanten Wassermangel? Dieses Problem wird sich wohl im Zuge des Klimawandels noch verschärfen. Schon vor vielen Jahren wurde glaubhaft dargestellt, dass künftige Kriege nicht mehr um Öl geführt werden, sondern um Wasser. Was tun wir also gegen die Wasserverschwendung? Auch diese Frage müssen wir uns stellen. 

    Innovation und Wettbewerb statt Verbote und Abgaben
    Die offene, faktenbasierte Diskussion über diese Fragen vermisse ich heute oft. Es findet kaum mehr eine echte Auseinandersetzung statt. Das liegt sicher auch im missionarischen Charakter, den viele Klimaretter an den Tag legen: Wer ständig mit dem Weltuntergang wedelt, der hat wenig Verständnis für kritische Einwände. Jeden, der Fragen stellt oder Zweifel äussert, als «Klimaleugner» hinzustellen und moralisch schlechtzumachen, ist nicht hilfreich. 

    Ich plädiere auch hier für die Grundsätze einer offenen, liberalen Gesellschaft. Kritik und Widerspruch müssen erlaubt sein. Je lebendiger und transparenter diskutiert wird, desto besser wird die Entscheidungsgrundlage für unser Handeln. Wie wär’s, wenn wir uns statt der ermüdenden Weltuntergangsstimmung auf die Stärken des menschlichen Erfindungsgeistes, auf Innovation und Wettbewerb im Ringen und die besten Lösungen beriefen? Verbote, staatliche Lenkung und Abgaben sind der falsche Weg. Es gibt so viele innovative Firmen, die auf dem Gebiet der Nachhaltigkeit Grossartiges leisten. Der technologische Fortschritt bleibt faszinierend und bereichernd. Lassen wir ihm seinen Lauf.

    Ihre Meinung zu diesem Thema interessiert uns. Über ein Mail würde ich mich freuen: schoop@umweltzeitung.ch

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