Liebe Leserin, lieber Leser
Umweltthemen bewegen. Besonders intensiv wird derzeit über die Energiepolitik diskutiert. Bis vor Kurzem waren Begriffe wie «Versorgungssicherheit», «Strommangellage» oder «Blackout» eher etwas für Spezialisten. Das hat sich radikal geändert, seit Fachleute und Bundesstellen vor einer drohenden Stromlücke warnen und die Parteien das Thema für sich entdeckt haben. Doch wie denkt die Bevölkerung darüber?
Interessante Aufschlüsse gibt eine neue Umfrage des Forschungsinstituts gfs Bern. Wir haben die Resultate für Sie aufbereitet und analysiert. Ein paar Befunde stechen heraus – und verdienen es, von den Politikern ernst genommen zu werden. Erstens: Eine absolute Mehrheit von 53 Prozent sieht die Versorgungssicherheit als die wichtigste Aufgabe der Schweizer Energiepolitik. Bei den Jungen sind es sogar 66 Prozent. 25 Prozent finden, eine klimaneutrale Produktion sollte an oberster Stelle stehen – dicht gefolgt vom Preis. Dass die Energie bezahlbar sein muss, stufen 21 Prozent der Befragten als prioritär ein. Eine deutliche absolute Mehrheit der Umfrageteilnehmer beurteilt die Lage als derart ernst, dass sie der Meinung ist, eine Weiterführung der aktuellen Politik würde zu Stromausfällen in der Schweiz führen.
Zweitens: Rund 60 Prozent der Befragten meinen, ein generelles Verbot der Kernenergie würde den künftigen Handlungsspielraum unnötig einschränken. Ein Technologieverbot stösst demnach auf Ablehnung. Die Schweizerinnen und Schweizer wollen eine umweltverträgliche Energieproduktion, bei der die Erneuerbaren eine wichtige Rolle spielen – aber sie wollen keine Verbotspolitik mit ideologischen Scheuklappen. Das Volk schätzt die Sachlage realistisch ein und macht sich keine Illusionen. Eine starke Mehrheit von 69 Prozent ist der Ansicht, dass die erneuerbaren Energien nicht ausreichen, um den Bedarf der Schweiz zu decken. Es braucht also einen Mix und Anstrengungen an allen Fronten, um die drohende Strommangellage abzuwenden.
Drittens: 74 Prozent der Schweizer Stimmberechtigten sind eher oder sehr damit einverstanden, dass der Aufbau nachhaltiger Energieproduktion den Strom in der Schweiz nicht massiv verteuern darf. Dass wir uns Stromausfälle nicht leisten können, auch wenn dies auf Kosten der Klima- und Energieziele geschieht, ist ebenfalls für über zwei Drittel klar.
Wie Sie, geschätzte Leserinnen und Leser, wissen, bietet die «Umwelt Zeitung» in jeder Ausgabe eine Plattform für verschiedene herausragende Gastautoren. Besonders betonen möchte ich an dieser Stelle den Artikel von Jonas Schmid vom WWF Schweiz. Er hat sich – das passt perfekt zur erwähnten Umfrage – Gedanken darüber gemacht, wie eine umweltverträgliche Energiewende möglich ist. Für ihn ist wichtig, dass wir die Klima- und Artenkrise gemeinsam angehen und dabei die Biodiversität nicht gefährden.
Wie bedeutsam eine vielfältige Natur auch für den Kanton Aargau ist, erklärt Simon Egger, Leiter der Sektion Natur und Landschaft in der Abteilung Landschaft und Gewässer des Departements Bau, Verkehr und Umwelt, im Interview mit unserer Redaktorin Corinne Remund. Und er verrät, wie in den Aargauer Gemeinden wieder mehr Artenvielfalt gedeihen kann.
Das Dilemma zwischen Klima- und Landschaftsschutz ist ein weiteres brennendes Thema von Gegenwart und Zukunft. Es manifestiert sich besonders bei den riesigen Windkraftanlagen. Die «Umwelt Zeitung» hat Siegfried Hettegger gebeten, seine Sicht der Dinge darzulegen. Hettegger ist Präsident von Pro Landschaft Schwyz und von Beruf Informatiker. Er war Initiant des Vereins Linth Gegenwind, der 2019 in Glarus erfolgreich einen Windpark verhinderte. In seinem Beitrag, der auch geplante Windkraftprojekte im Kanton Aargau und in dessen Grenzregionen thematisiert, weist Hettegger auf grundsätzliche Probleme der Windenergie in der Schweiz hin. Sie sei ein Schwachwindland. Und es fehle der Platz, denn das Land sei kleinräumig und dicht besiedelt. Die Landschaft leide deshalb hier besonders.
Last but not least möchte ich Sie auf die Recherche unseres Kolumnisten Adrian Schoop aufmerksam machen. Er hat untersucht, welche negativen Auswirkungen das Rauchen auf die Umwelt hat. Sie werden staunen.
Ich wünsche Ihnen eine inspirierende Lektüre!
Dr. Philipp Gut,
Verleger